Auf den Grundlagen der Jungschen Psychologie wird hier eine Einführung in Symbolverständnis gegeben. Es werden Hintergründe der Symbolentstehung in der Psyche beleuchtet und folgend auf das Wesen des Symbols eingegangen. Abschließend werden Funktion und Wirkung von Symbolen und ihre Bedeutung in der Sandspieltherapie beschrieben.

Einleitung

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C. G. Jung

Die etymologischen Wurzeln des Wortes 'Symbol' führen zu dem griechischen Wort "symballein", das soviel wie Zusammenwerfen oder Zusammenfügen bedeutet.

Als „Symbolon“ wurde im Griechischen ein Gegenstand mit zwei korrespondierenden Hälften, wie z.B. eine Münze, ein Ring oder ein Knochen bezeichnet, von dem zwei Vertragspartner bei Abschluss einer Vereinbarung jeweils einen Teil erhielten. Die lückenlose mögliche Zusammenfügung der beiden Hälften galt folgend als erbrachter Nachweis für Identität und Berechtigung in der gemeinsamen Sache. So kam dem Symbol Brückenfunktion zwischen Bekanntem und ggf. Unbekanntem zu, und konnte sogar zwischen zwei Fremden, die etwas Gemeinsames verband, vermitteln.

Hintergründe der Symbolentstehung in der Psyche

Gemäß der Psychologie C.G. Jungs hat das Bewusstsein die Möglichkeit etwas, z.B. einen unlösbar erscheinenden Konflikt zu verdrängen, was jedoch das Zusammenspiel der psychischen Funktionen stört. Die Libido regrediert durch einschränkende Fixierungen zu ihrer psychischen Quelle und erstarrt. Durch die Wirkung der Archetypen (Urenergien) wird die Libido erneut angeregt, fassbare und sichtbare archetypische Bilder, bzw. Symbole zu produzieren. Das entspricht der bekannten Feststellung C.G. Jungs, dass sich das Unbewusste kompensatorisch (ausgleichend) zum Bewusstsein verhält (GW 6, § 920). Dieser Ausgleich zwischen bewusst und unbewusst ist ein alltäglicher Prozess in der menschlichen Psyche und findet nicht nur im Falle einer Fixierung statt.

Eine typische Situation für Symbolentstehung ist auch die spontane Manifestation im ungestörten Individuationsprozess des Einzelnen, der Gesellschaft oder der Menschheit als Ganzem. In diesem Fall wäre das Symbolgeschehen als komplementärer (ergänzender) Ausdruck zur Bewusstseinshaltung anzusehen. Das, was keine oder zu wenig Beachtung erfährt, erwacht in den Symbolbildern zu neuem Leben.

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M. Eliade

M. Eliade beurteilt das Symbol als "eigengesetzliche Form der Erkenntnis" und als "Werkzeug der Erkenntnis". Für ihn gehört es (ebenso wie auch der Mythos und das Bild) zur Substanz des geistigen Lebens, das man zwar verstümmeln, verfälschen oder entwerten kann, niemals aber ausrotten. "Das Symbol enthüllt ganz bestimmte Aspekte der Wirklichkeit - jene, die die größte Tiefe ausloten und jene, die sich allen anderen Hilfsmitteln der Erkenntnis widersetzen. Sie entsprechen einer Notwendigkeit und erfüllen eine Funktion: nämlich die geheimen Formen des Seins bloßzulegen." (Mircea Eliade: Ewige Bilder und Sinnbilder, Walter 1958 S. 7, 8, 10). Damit wird auch hier der Bezug auf die "Urenergien" genommen, die Jung Archetypen nennt. Das Symbol steht dem Menschen also – unabhängig von seiner bewussten Haltung - immer als Quelle zur Verfügung.

Die Psyche bildet in sich eine differenziert strukturiere Ganzheit, die auf Wechselwirkungsprozessen basiert. Durch Störungen z. B. Einseitigkeit eines sich fixierenden Bewusstseins (Rationalist) oder psychische Überforderung (Traumatisierung, Stress), gerät der Mensch aus dem seelischen Gleichgewicht und reagiert in der Folge mit einer Krise oder psychischer bzw. psychosomatischer Erkrankung, die mit einer Beeinträchtigung des Lebensgefühls einhergeht. Um dies zu verhindern, bedient sich die Psyche symbolischer Formulierung in Traumbildern, Ideen, Eingebungen usw. und kann so dem Bewusstsein Botschaften aus der Tiefe über einen neuen Zugang anbieten und es dafür interessieren.

Vom Wesen des Symbols

Das Wesen eines Symbols besteht darin, dass es nicht nur einen Teil unserer visuellen oder konkreten Wirklichkeit bezeichnet, sondern immer auch etwas darüber Hinausgehendes. Jedes echte Symbol enthält notwendigerweise ein irrationales Element, das sich nachhaltig der Definition entzieht. Jung nannte das Symbol einen aus dem Unbewussten spontan entstandenen Bedeutungsträger, der die Vergegenwärtigung von Inhalten erlaubt, die auf andere Weise nicht besser und vollständiger dargestellt werden könnten. Das Symbol stellt in der Regel eine Bündelung von Bedeutungen dar, ist in seiner Aussage insgesamt wahr und nie nur auf eine einzelne der zahlreichen Bedeutungen und Bezugsebenen zu reduzieren.

Die Aktualisierung eines Symbols geschieht nie mechanisch, sondern steht vielmehr im Zusammenhang mit der Psychodynamik (z.B. Spannungen, Umbrüchen) im Leben des Einzelnen oder der Gesellschaft. Das Unbewusste bietet dem Menschen durch Auftauchen von Symbolen z.B. in Träumen oder im Sandspiel einen Ansatz zur Vertiefung seiner Ich-Werdung an und vermag der Psyche damit entscheidende Hinweise für ihren Entwicklungsweg zu geben. Dies mag sich aus dem Rollenspiel der gelernten Konventionen und Beziehungssysteme heraus wie die Geburt von natürlichem Menschsein ausnehmen. Das Unbewusste entwirft mit Hilfe von Symbolen eine Vorstellung und Ahnung dessen, was als Vorgang der Individuation eigentlich gemeint ist. Symbole vermögen auch die nach Gestaltung und Befreiung drängende, an sich gesunde Persönlichkeit bei ihrer Entfaltung zu unterstützen. Die Psyche ist fähig mittels Symbolen unanschauliche instinktive Triebe und elementare Energien in ein anschauliches Bild zu transformieren und sie so zu einem psychisch fassbaren Ereignis werden zu lassen.

Durch aktive Bezugnahme zum Bewusstsein kann das Symbol dem Verständnis näher gebracht werden, indem sein Sinn erahnt, empfunden und zunehmend in das Ich integriert wird. Hierbei bleibt es als lebendiges Symbol erhalten und ist nicht vollständig in seiner Bedeutung festzulegen. Sollte letzteres jedoch geschehen, so wird das Symbol vom Ich völlig vereinnahmt und verliert dadurch seinen eigentlichen Symbolcharakter, wird zum bloßen Zeichen degradiert, zur Allegorie (Sinnbild - Gleichnis) oder zu einem rein begrifflich definierten Bewusstseinsinhalt. Bleibt umgekehrt das Symbol völlig unverstanden und verweigert das Bewusstsein ein Verstehen, so kann es in der Psyche abgespalten werden, als autonomes Gegenüber feindlich zum Bewusstsein eingestellt reagieren und Symptomcharakter annehmen. (Z.B.: der Einbruch einer Idee oder der Auftrag, sich mit einem Thema zu beschäftigen wird abgewehrt und führt zu Einbrecherfurcht oder dazu, dass die Bedrohung abends unter dem Bett gesucht werden muss.)

Symbole wirken auf die Libido (psychische Energie) auch als Transformator. Jung hat hierfür den Vergleich mit einem Kraftwerk benutzt, das die Energien des strömenden Wassers in elektrische Energie verwandelt. Unter dem Begriff „transzendente Funktion“ beschreibt er ein schöpferisches Prinzip der Psyche, das unbewusste und bewusste Inhalte vereinigt, indem das Energiegefälle zwischen dem Unbewussten und dem Bewusstsein zur Produktion von Symbolen genutzt wird. Die transzendente Funktion stellt über das Symbol eine Art Passage her, die einen Energietransfer zwischen den Systemen erlaubt. Das Symbol wird so zu einem vermittelnden Bild zwischen den ansonsten getrennten Bereichen des kollektiven Unbewussten einerseits und des Bewusstseins andererseits (s. K.U. Adam, Therapeutisches Arbeiten mit Träumen, Springer 2000, S. 138). Oft erscheinen in diesem Zusammenhang Symbole mit Brückenfunktion. Z.B. findet sich in einem Sandbild diesseits der Erlebnisbereich dargestellt, in dem die Libido stecken blieb und jenseits die Möglichkeit der Selbstverwirklichung auf anderer Ebene. Ohne eine Absicht zu verfolgen, mag sich dem Gestalter die Idee aufdrängen, eine Brücke oder eine Fähre auf einem Fluss beide Seiten miteinander zu verbinden und sich dabei der Landschaftsgestaltung einer Seite bewusst zu sein.

Das Symbol kann durch eine synthetische (Ganzheit bildende – erweiternde, vereinende) Funktion gekennzeichnet sein, insofern, als es logisch unvereinbar erscheinende Gegensätze in einem Bild vereinen kann, z.B. die Gegensatzkonstellation zwischen Bewusstem und Unbewusstem. Wenn jemand spontaner Eingebung folgend vor sich die aufgehende Sonne und zugleich hinter sich den Mond am Himmel darstellt, mag die Psyche dem in der Lebensmitte stehenden Menschen hiermit einen Hinweis geben, nicht nur eine extravertierte Einstellung leben zu sollen, sondern auch introvertierte Aspekte einzubeziehen.

"(Die) Symbole haben Ausdrucks- und Eindruckscharakter zugleich, in dem sie einerseits das innerpsychische Geschehen bildhaft ausdrücken und andererseits dieses Geschehen - nachdem sie Bild geworden sind, sich gleichsam in einen Bildstoff 'inkarniert' haben - durch ihren Sinngehalt beeindrucken und dadurch den Strom des psychischen Ablaufs weitertreiben." (Jolande Jacobi, Die Psychologie von C.G. Jung, Fischer 1978, S. 97)

Es lassen sich also vorerst drei grundlegende Aspekte im Umgang mit Symbolen festhalten:

  1. Symbole werden von der Psyche nicht bewusst ersonnen, sondern vom Unbewussten produziert und durch intuitive Gestaltung, z.B. in Träumen oder Sandbildern sichtbar (vergl. C.G. Jung, GW 8 § 92). Sie sind schöpferischer Ausdruck des Unbewussten mit einem Entwicklungspotential für das Individuum.

  2. Es gibt trotz typischer Charakteristik keine kollektive Festlegung für die Bedeutung eines Symbols, zumal es stets zu einem umfangreichen Bedeutungsspektrum gehört. Deshalb erschließt es sich nur im richtig erkannten Gesamtzusammenhang eines Sandbildes, dem persönlichen Kontext seines Gestalters, den individuellen Assoziationen und Amplifikationen einschließlich Lebensphase und aktueller Psychodynamik.

  3. Durch die transformatorische Wirkung von Symbolen auf die Psyche kann durch sie Veränderung, Wandlung oder Verwandlung initiiert werden. In ihrer prospektiven oder finalen (zukunftsweisenden) Funktion liegt hier ihr Sinn.

Jung hat den Begriff des Symbols von den Begriffen des Zeichens und der Allegorie scharf abgegrenzt (s. C.G. Jung GW 6 § 898). So ist z.B. ein Morsezeichen oder ein Piktogramm lediglich der vereinbarte, stellvertretende Hinweis für eine bestimmte Botschaft. Übersetzt man diese, so ist der Inhalt des Zeichens damit erschöpft. Dem Zeichen liegt ein Einigungsprozess zugrunde, so gibt das gekreuzte Essbesteck den Hinweis auf ein Restaurant und nicht, dass z.B. eine Tischsittendemonstration stattfindet. Ein Zeichen ist eindeutig, ein Symbol dagegen immer vieldeutig. Tiere können lernen Zeichen zu verstehen, niemals aber ein Symbol, denn dies ist eine typisch menschliche Fähigkeit. Eine Allegorie ist so zu verstehen, dass mit einem gewählten symbolischen Ausdruck absichtlich die Auffassung einer bekannten Sache umschrieben oder umgestaltet wird. Eine typische allegorische Darstellung ist das Bild der Justitia als einer Frau mit einer Binde vor den Augen und einer Waage in den Händen.

C.G. Jung trennte sich mit seiner Schrift "Wandlungen und Symbole der Libido" 1912 von Freud und betonte seitdem ihre unterschiedliche Auffassung des Symbolbegriffs. Den von Freud nannte er semiotisch (zeichenhaft, für einen festen, eindeutigen Inhalt stehend), während das Symbol für ihn selbst bewusste wie auch unbewusste Aspekte, These und Antithese beinhaltet. Für Jung vereinigt es in sich die Gegensätze, die in unserer dualen Wirklichkeit polarisiert sind und stellt eine Synthese dar, d.h. ein ursprünglicher Konflikt oder der ursprüngliche Gegensatz von These und Antithese wird darin transzendiert.

Zur Verdeutlichung folgt ein Beispiel mit dem Symbol Turm:

Freud fasst diesen als Symbol des Penis auf. Unter der Dominanz des Über-Ichs hat das Ego Widerstand gegen den ursprünglichen Inhalt, nämlich das männliche Geschlechtsorgan. Somit würde sein Auftauchen vom Bewusstsein erst dann zugelassen werden, wenn es im Symbol, dem Turm, unerkannt bleiben kann. In der Freudschen Interpretation wird der Turm als Hinweis auf den Penis entlarvt. Sich dagegen abgrenzend hat Jung dieses Vorgehen als Reduktion auf die instinktive Schicht bezeichnet. Sehen wir im Jungschen Sinne die instinktive Schicht als These an so gehört zu dieser Interpretation die Antithese, dass die bewussten und moralischen Werte (zu) stark in den Hintergrund getreten sind. Für diese gegensätzliche Position ist der Turm kein Penis. Jungs wichtiger Schritt war die Erwägung, ein Symbol sei in sich sinnvoll. Er geht davon aus, dass das Symbol, genau so wie es auftritt, auch sinnvoll und von komplexer Bedeutung ist. Im Gegensatz zur reduktiven Interpretation des Turms als Instinktsymbol kann die Bedeutung hier nicht eindeutig eingrenzend festgelegt werden. Jung wandte sich auch der bewussten Einstellung des Träumers zu, seiner Persönlichkeit, seiner Lebenssituation und der Amplifikation des Symbols, um so dessen Bedeutsamkeit in diesem Falle zu erschließen. Dieses Vorgehen respektiert die Vieldeutigkeit des Symbols. Für den einen mag der Turm Hybris bedeuten, zum Himmel strebender Ehrgeiz, wie beim biblischen Turm zu Babel. Einem anderen kann er die Empfindung von Gefangenschaft und Vereinsamung vermitteln, wie sie bei der Märchenprinzessin auftritt, die im Turm gefangen ist. Und wieder einem anderen mag es der Wachturm sein, der aufmerksame Verantwortlichkeit auf den Plan ruft, usw. usw. Hinter all diesen Interpretationen des Turms steht zwar der Archetyp des Phallus und die sich daraus ergebenden geistigen Aspekte dieses Symbols, doch ist diese Deutung so allgemein und deshalb so unbestimmt, dass sie, abgesehen von der rein formalen Bedeutung keinen unmittelbar zuschreibbaren Inhalt hat. Die wirkliche Bedeutung ergibt sich erst, wenn die bewusste Haltung und der Kontext des Träumers oder des Gestaltenden mit einbezogen wird.

Nach Jung gibt es weder eine "symbolische Einstellung", die nach Belieben aus allem ein Symbol machen könnte, noch einen konkretistischen Symbolbegriff, bei dem eine bestimmte Symbolqualität unabhängig von der Bewusstseinseinstellung festgelegt ist. Nach seiner Erkenntnis ist jedes echte Symbol in der archetypischen Sphäre verwurzelt und real. Ihm kommt funktionell die Bedeutung eines weltgestaltenden Faktors zu.

Durch das von der Psyche gewählte Symbol tritt eine Tendenz des Unbewussten mit prospektiver oder finaler Zielorientierung in Erscheinung. Die damit verbundene Einstellung ist nicht irgendeine von verschiedenen Möglichkeiten, sondern exakt die in diesem Fall real vorhandene. Sie ist sinnorientiert und damit nicht jenseits oder zuzüglich zur Realität zu sehen, sondern als ein integraler, für sich bestehender Teil der Wirklichkeit.

Natürlich gibt es weitere Definitionen und Untergliederungen des Begriffs „Symbol“ (s. z.B. Erich Fromm, Märchen, Mythen, Träume, Diana, 1957, S. 14 ff), die jedoch im Rahmen des Sandspiels nach Dora Kalff eher unwichtig erscheinen.

Die Wirkung von Symbolen und ihre Bedeutung in der Sandspieltherapie

Das Symbol beinhaltet grundsätzlich ein charakteristisches Bedeutungsspektrum einschließlich der Vereinigung von Gegensätzen. Es fungiert in der Psyche als Vermittler zwischen gegenläufigen Kräften, die das Einheitsgefüge bedrohen und gilt als "das einzig wirklich naturgegebene, gesundheitserhaltende Gegengewicht, das solcher Gefahr mit Aussicht auf Erfolg begegnen kann" (Jolande Jacobi "Komplex, Archetypus, Symbol in der Psychologie C.G. Jungs" Rascher 1957). Dadurch "führt (es) in der Regel zu einer Lösung verschiedener psychischer Komplikationen und einer Befreiung der inneren Persönlichkeit aus ihren emotionalen und gedanklichen Verstrickungen und Verwicklungen". (Jolande Jacobi "Die Psychologie von C.G. Jung, Fischer 1978, S. 140).

Symbole dienen der Enthüllung einer bestimmten Wahrheit oder Wirklichkeit der Psyche und zwar der Realität des persönlichen oder kollektiven Unbewussten des Einzelnen. "Mit der Geburt des Symbols hört die Regression der Libido ins Unbewusste auf. Die Regression verwandelt sich in Progression, die Stauung gerät in Fluss. Dadurch wird die anziehende Macht des Urgrundes gebrochen." (C.G. Jung, GW 6 § 497). Das Symbol bewirkt demnach eine Neuverteilung der Libido und ihre Umsetzung in verschiedene Aktivitäten.

  • Für die psychische Gesundheit und Heilung hat das Symbol komplexe Wirkung: Es präsentiert dem Bewusstsein dosiert archetypisches Material in ertragbarer Form, löst dadurch Spannungen und schützt vor einem Versinken der Persönlichkeit in das kollektive Unbewusste (Psychosegefahr).

  • Es erschließt neue Möglichkeiten von Aktivität, Selbsterkenntnis und Individuation. Es hilft als Vereiniger innerer und äußerer Realität dem Ich, sich im Gleichgewicht zu halten.

  • Symbole haben für die seelische Gesundheit Wächter- und Mahnerfunktion mit progressivem Potential. Entsprechend wirken sich Symbolblindheit und künstliche Symbolisation krankmachend aus.

Die Auseinandersetzung mit der Reihenfolge aufsteigender Symbole ist im Zuge von Individuation wesentlich, zeigt sie doch Sinn und Essenz jenes Prozesses auf, durch den der Mensch sich selbst erkennen lernt und in der persönlichen und sozialen Bedeutung des Wortes menschlich wird.

Die zuvor gemachten Ausführungen entsprechen der Psychologie C.G. Jungs und zählen zu den Grundlagen der Sandspieltherapie.

In der Sandspieltherapie wird durch den trockenen und feuchten Sand, sowie die angebotene Figuren- und Materialsammlung ein kreativ-gestalterischer Prozess als ganzheitliche geistig-seelisch-leibliche Tätigkeit angeregt. In diesem, durch den Therapeuten vermittelten, “freien und geschützten Raum” kann die Psyche seelische Bilder und Symbole auftauchen lassen. Die Sandbilder entstehen im Übergangsbereich vom Unbewussten zum Bewusstsein. In diesem Bereich wirken Fantasie und Kreativität. Es ist ein Ort der Symbolbildung, der Distanz zur Lebensproblematik ermöglicht, ohne dabei die Verbindung zur Realität aufzugeben. Über diesen Spielraum wird ein Zugang zu primärprozesshaftem Denken geschaffen. Unbewusste Bilder und Symbole der archetypischen Tiefenschicht werden im Sandspiel belebt, sichtbar und dadurch auch verstehbar. Durch die Weiterentwicklung der Sandbilder im Verlauf eines Sandspielprozess können Symbole besonders gut ihre dynamische Wirkung entfalten und die verschiedenen Symbolaspekte in der Psyche integriert werden. So kann echte Heilung und Entwicklung in der Tiefe der Seele stattfinden.

(Beitrag von Sigrid Löwen)