Margret Lowenfeld (1890-1973) Ärztin und Kindertherapeutin in London, ist die Erfinderin des Sandspiels, das sie „World Technique“ nannte. Sie hatte kunstliebende Eltern. Ihr Vater war ein begeisterter Sammler. „Die Häuser, in denen Margaret aufwuchs, waren voller interessanter und farbiger kleiner Objekte.“

Als Kind verbrachte sie oft die Ferien bei der Großfamilie in Polen, wo niemand Englisch sprach. „Sie hatte deshalb das Gefühl, sich nicht verständigen zu können, eine für sie verwirrende und ängstigende Erfahrung.“ Sprache schien zur Verständigung nicht zu genügen. Das weckte ihr Interesse an nonverbaler Kommunikation.

Während des Krieges war sie Frontärztin und schreibt: „Meine Erfahrungen während des Krieges lösten in mir das aus, was eine Analyse für zukünftiger Therapeuten bewirken soll, eine Tür zu meinem Innern, die ich sonst nicht gefunden hätte, öffnete sich.“

1928 gründete sie eine Kinderklinik in einem Armenviertel Londons. Zu dieser Zeit erinnerte sie sich an ein Buch von George Well „Flor Games“, in dem der damals berühmte Romanautor beschreibt, wie er mit seinen Kindern Fußbodenspiele macht. Und er fertigte viele Zeichnungen dazu an. So entstand ihre Idee einer „Wunderkiste“ mit vielen Figürchen und Materialien, zu der dann noch eine Zinkwanne mit Wasser und eine blaue Zinkwanne mit Sand dazu kamen. Und indem die Kinder damit spielten, teilten sie so ihren emotionalen und geistigen Zustand mit, der auf diese Weise auch objektiv dokumentiert und ausgewertet werden konnte. So konnte sie die geistigen Prozesse der Kinder erforschen. Eine neue Methode war geboren, die sowohl der Heilung als auch der Forschung diente.

Margret Lowenfeld erklärte den Kindern was da war in zwei Teilen, die sie „Brücke“ und „bildhaftes Denken“ nannte. Über diese Brücke könnten sie sich den Erwachsenen verständlich machen.
Lowenfelds Ansicht nach hat das Spiel vier verschiedene Aspekte:
1.) Es ist eine Möglichkeit des Kindes mit seiner Umgebung in Kontakt zu treten. Spielen ist wie arbeiten.
2.) Es schlägt eine Brücke zwischen dem Bewusstsein des Kindes und seinen emotionalen Erfahrungen, wie ein Gespräch.
3.) Es bedeutet den externen Ausdruck seines Innenlebens und ist somit Kunst.
4.) Es ist Entspannung, Unterhaltung, Lebensfreude und auch Heilung

Erik Homburger Erikson, der bekannte Psychoanalytiker und Entwicklungsforscher entwarf nach diesem „Weltspiel“ den „Dramatic Production Test“. Es war die Zeit, in der viele neue Tests entstanden (Sceno-Test). Ohne Sand ließ er die Kinder auf einem vorgegebenen Tischchen bauen und untersuchte während 20 Jahren 150 Kinder zwischen 13 und 15 Jahren. Vier Dinge waren ihm wichtig:
1.) Wie das Kind die Aufgabe anging (ging es z.B. zuerst zu den Regalen und dann zum Tisch?).
2.) Die Beziehung zwischen der Szene und der Tischoberfläche. Wie viel von der Oberfläche wurde genutzt, wohin wurde das Spielzeug gestellt und wie
     wurden die Figuren zur Form des Tisches hin angeordnet?
3.) Die Gestalt der Szene. Wie war die Beziehung der Teile zum Ganzen und der Teile untereinander?
4.) Die originelle Qualität der Szene, gibt es besondere Details?

Erikson erkannte frühe Traumen, Familienkonflikte, Ängste und Stärken, psychosexuelle Konflikte, Unterschiede bei Jungen und Mädchen. Alles, was er benannte ist in heutigen Deutungen von Sandbildern noch relevant.

Eine der bekanntesten Psychologinnen Charlotte Bühler (1893-1974) entwickelte einen standardisierten Test, den „World Test“, allerdings anfangs auch ohne Sand und hatte auch andere Ziele als Lowenfeld. In Ihrem Test werden die verwendeten Figuren ausgezählt und so das Störungsbild getestet. Durch ihr Ansehen, ihr Wissen und Können wurde es aber zum ersten Mal möglich, eine wissenschaftliche Methode im Sandkasten anzuwenden. Ihre einzigartige Kombination von Fähigkeiten brachte der „World Technik“ die Aufmerksamkeit eines neuen Publikums, das der Wissenschaftler.

C.G. Jung hatte Dr. Lowenfelds Vortag in Paris gehört und sie Dora Kalff (1904-90), einer Schweizer Kindertherapeutin empfohlen. So lernte sie bei Margret Lowenfeld und entwickelte dann daraus ihre eigene Methode, die sie „Sandspiel“ nannte. Zum Verständnis des kindlichen Spiels und seiner Bilderwelt gründete sie ihre Theorie auf die Tiefenpsychologie C.G. Jungs und die Gedanken fernöstlicher Weisheit und Philosophie. Sie begründete die Internationale Gesellschaft für Sandspieltherapie.

Dora Kalff richtete ihr Augenmerk auf die Ich-Entwicklung des Kindes, seinen Individuationsweg und die Förderung des Selbst und seiner Kräfte. Ihre Empathie war einzigartig und ihr Können eigentlich nicht zu beschreiben, noch zu erlernen. Bei ihr wurden die Figuren zu Symbolen, die die bewusste und unbewusste Welt verbanden und ausdrückten und verwandelten, das Persönliche und das Archetypische, ob es einem nun bewusst ist, oder auch nicht.

Eine ausführliche Wirkungsforschung betrieb Laura Ruth Bowyer (1907-1997) und ihre Arbeit ist jedem Sandspieler beim „Bilderlesen“ eine wichtige Hilfe. Sie war die erste, die die Bedeutung von Sand und Wasser als wichtige Symbole und Wirkfaktoren hervorhob.

Linde von Keyserlingk