Dahlem ist ein ruhiger grüner Vorort von Berlin. Auf unserem Weg zur Freien Universität begegneten uns oft Eichhörnchen. Die Atmosphäre voller Spiritualität und die internationale Gemeinschaft, repräsentiert durch Ulrike Hinsch, das Vorbereitungsteam und die Vortragenden empfingen uns wie in einer großen Familie.

Die Organisation war tadellos. Alle Präsentationen schlugen eine Brücke zwischen Ost und West.

Toshio Kawai (Kyoto, Japan) nannte seinen Vortrag „Träumen mit den Füßen“, nicht wie meistens von Sandspielprozessen gesagt wird, „Träumen mit den Händen“. Von Meditation (im Sitzen) zum Pilgern, zur Wallfahrt (eben mit den Füßen), Mandala als Symbol des Selbst, sowohl im Osten wie im Westen, in der Arbeit von Dora Kalff wie im „Roten Buch“ von C. G. Jung. Mandalas haben ein Zentrum und eine Peripherie. Natur umgibt uns bei unserer Suche nach uns selbst, Teilhabe geschieht und auf dem Weg zum „heiligen Zentrum“ wird auch Leere bedeutend. 

Der erste Kongresstag endete mit dem Vortrag von Augusto Shantena Sabbadini (Pari, Italien)  „Spiegel des Gegenwärtigen: Träumen mit den Händen im I Ging“. Die Hexagramme als Reihe universeller Lebensarchetypen, das Tao TeKing als Beitrag zum Verständnis und zur Integration des alten chinesischen Orakels, verwurzelt in schamanistischen Traditionen, Zeichnungen und Schemata.

Alexander Esterhuyzen (Hongkong, China), der scheidende Präsident der ISST präsentierte unter dem Titel „Der Sand in der Sandspieltherapie“ die Besonderheiten und Möglichkeiten der Methode bei der Bewältigung früher Störungen und Verletzungen und für das Spiel, Gefühle und die Kommunikation. Er gab aucheine Übersicht über neueste neurologische Forschung und inspirierende Untersuchungen zur Wirkung des Spiels auf die innere und äußere, psychische und körperliche Entwicklung. Begeisternde Anregungen.

Anke Seitz (Tübingen, Deutschland)  „Umgestaltung von Phantasien – Überwindung von Alpträumen“ stellte Verbindung zwischen Jung und Winnicott her und belegte die theoretischen Ausführungen mit eindrucksvollen praktischen Bildern. Arbeit im Sand geschieht an den Grenzen zwischen Bewusstsein und Unbewusstem und muss erkannt und benannt werden als Phantasie gleichzeitig über uns und die anderen.

Ruth Ammann (Zürich, Schweiz) sprach über „Träumen mit den Händen, aber was kommt danach?“, über Musik und Leitmotiv als Metapher. Was ist die Melodie hinter einem Sandspielprozess und dem „Duett“ von Übertragung und Gegenübertragung? Eine interessante Idee. Die gemeinsame Nachschau der Bilder des Patienten mit der Therapeutin ermöglicht eine Synthese zweier Geschichten des Therapieverlaufs und ein unnachahmliches Verständnis davon, wie das Sandspiel das Leben von Therapeut und Patientin verändern und entwickeln können.

Zeit und Raum erlauben nicht, über alle die vielen Vorträge zu schreiben. Ich kann nur feststellen, dass das Niveau der Vorträge so hoch war wie die gesamte Organisation und danke sehr herzlich.

Oktober 2019: Viktoria Andreeva, Moskau
Übersetzung: Ulrike Hinsch, Berlin